19. Dezember 2016

Erste Behandlungsrunde startet im Januar

Fischer auf dem Viktoriasee. Foto: MI

Tropenmediziner Dr. Andreas Müller berichtete über aktuellen Stand des Kontrollprogramms.

Mwanza/Würzburg (MI) An Bilharziose, auch Schistosomiasis genannt, leiden weltweit 258 Millionen Menschen. Davon leben 92 Prozent in Afrika. Jedes Jahr sterben etwa 200.000 Menschen an der Krankheit, die durch parasitische Würmer in verunreinigtem Gewässer übertragen wird. Das Missionsärztliche Institut und die DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe haben der tückischen Krankheit den Kampf angesagt. Im Januar startet auf der Insel Ijinga im Viktoriasee die erste Behandlungsrunde, wie Andreas Müller, Oberarzt an der Tropenmedizinischen Abteilung der Missionsärztlichen Klinik, jetzt berichtete.

Wie aus der Städtepartnerschaft zwischen Würzburg und Mwanza ein umfassendes medizinisches Kontrollprogramm entsteht, darüber sprach Müller im Rahmen einer Veranstaltung des Forums Afrikazentrum der Universität Würzburg im Toscana-Saal der Würzburger Residenz. Er nannte weitere Zahlen: In Tansania leidet laut Weltgesundheitsorganisation mehr als die Hälfte der Bevölkerung an Schistosomiasis. Die tropische Armutserkrankung lässt sich mit Medikamenten gut behandeln, jedoch haben 80 Prozent der Infizierten keinen Zugang zu Behandlung. Allein in Tansania sind zehn Millionen Menschen auf Behandlung angewiesen, wie Müller weiter ausführte.

Auf der Insel Ijinga im Viktoriasee haben Müller und Kollegen mehr als 900 Bewohner – das entspricht mehr als einem Drittel der Inselbevölkerung - per Ultraschall untersucht. Um die Erkrankung auszurotten, wollen die Experten die Menschen auch aufklären - nicht mit allgemeinen Kampagnen, sondern „von Haustür zu Haustür“, wie Müller betont. Flankiert wird die Beratung durch Investitionen in Wasserversorgung und Sanitäranlagen. Am Schulgebäude wurde bereits eine Anlage zum Sammeln von Regenwasser installiert. Damit die Menschen beim Besteigen der Boote nicht mit Wasser in Kontakt kommen, wurde ein Bootsanleger gebaut, der laut Müller von der Bevölkerung gut angenommen wird.

Ziel der geplanten Aktivitäten auf dem Festland sei, Problembewusstsein zu schaffen. In Schulen und Dörfern steht dann Aufklärung im Mittelpunkt. In Lehrvideos sollen Kinder und Erwachsene lernen, wie sie sich vor Ansteckung schützen können. Bei der Aufklärung werden auch die Medien eine wichtige Rolle spielen. „Wir haben die Vision, dass das Projekt wächst und in Tansania tief verankert wird“, so Müller.

Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt sagte in seinem Grußwort, er sei  stolz darauf, dass Würzburg vor 50 Jahren eine Städtepartnerschaft mit Mwanza begründete, als noch niemand das Stichwort Globalisierung kannte. Deshalb habe er spontan zugesagt, als er gefragt wurde, ob er die Schirmherrschaft über das Projekt übernehmen wolle. Sich dafür einzusetzen, lohne sich, denn es erreiche einen hohen Wirkungsgrad. An das Publikum appellierte der OB, das Projekt zu unterstützen.

e.b. (MI)