10. Oktober 2016

Dem Erreger auf der Spur

Mehr als 1.000 dieser Wasserschnecken hat Antje Fuß vom Gehäuse getrennt und untersucht. Foto: MI

Experten untersuchen über 1.000 Schnecken aus dem Viktoriasee

Ijinga Island/Würzburg (MI) Im Kampf gegen die Schistosomiasis in Tansania haben die Experten des Missionsärztlichen Instituts (MI) und der DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe jetzt die im Viktoriasee rund um die Insel Ijinga lebenden Wasserschnecken ins Visier genommen. In ihnen wachsen die Eier der Saugwürmer zu den Parasitenlarven heran, die Menschen ohne Schutzkleidung in verseuchten Gewässern befallen. Die Biologin Antje Fuß (MI) hat in mehr als sechswöchiger Kleinarbeit mehr als 1.000 Schnecken unter dem Mikroskop mit Pinzetten von ihren Häusern befreit und die Erbinformation isoliert. Mittels PCR, einer speziellen molekularbiologischen Methode, lässt sich nachweisen, ob die DNA des Erregers Schistosoma mansoni in den zwischen fünf und 18 Millimeter großen Tieren vorhanden ist.

Von der Untersuchung erwarten sich die Fachleute Aufschluss darüber, wie hoch bestimmte Uferbereiche der Insel mit dem Erreger belastet sind. Anhand der Daten zur Infektionshäufigkeit des Zwischenwirts Wasserschnecke lässt sich feststellen, an welchen Stellen die Infektionsgefahr für die Bevölkerung besonders groß ist.

Bereits vor einigen Monaten haben Fuß, Clemens Mechler, medizinischer Doktorand im Schistoprojekt, sowie die Medizinerin Sandra Parisi von der DAHW zusammen mit zwei lokalen Experten mehr als 5.000 Wasserschnecken an 17 Stellen rund um die Insel mit Keschern eingesammelt, in Alkohol konserviert, in Plastikgefäße verpackt und nach Würzburg gebracht. Um festzustellen, ob das Vorkommen der Schnecken von unterschiedlichen Umweltparametern abhängt, wurden Faktoren wie Wassertemperatur, pH-Wert, Pflanzenvorkommen oder Bodenbeschaffenheit ebenfalls registriert. 

Die Ergebnisse der Untersuchung wertet Antje Fuß derzeit im Hanna-Decker-Haus des Missionsärztlichen Instituts aus. Schon jetzt könne man sagen, dass es mehrere Stellen im Uferbereich von Ijinga gibt, an denen mehr als 85 Prozent der Wasserschnecken infiziert seien. Dort sei dann auch für Menschen die Gefahr besonders groß, sich mit dem Erreger der Schistosomiasis zu infizieren. 

Wenn erst einmal bekannt ist, welche Bereiche besonders hoch belastet sind, können Mittel eingesetzt werden, die die Schnecken abtöten, erläutert Fuß. Ob ein Zusammenhang besteht zwischen Umweltparametern und der Häufigkeit der Wasserschnecke müsse noch statistisch überprüft werden. 

Sobald sämtliche Maßnahmen des Schistoprojekts von der Behandlung mit Tabletten bis hin zur Aufklärung und zur Verbesserung von Wasser und Sanitäreinrichtungen durchgeführt wurden, sollten bei einer erneuten Aufnahme des Schneckenbestands nur noch wenige infizierte Exemplare zu finden sein, so Fuß.

e.b. (MI)